Mittwoch, 29. Februar 2012

Auf nach Wallenrod



Im letzten Moment wurde ein verwildertes Gartengrundstück mit Wiese, zwei Hühnerställen und einem alten Betonsilo in Lauterbach-Wallenrod gefunden. Es wurde höchste Zeit, die Rosen erneut umzupflanzen, das Frühjahr war sehr warm und trocken.


19. März 2011

Es wurde gepflügt, soweit sich das riesige Gerät zwischen den Zäunen und Gebäuden bewegen konnte, dann mit einer Motorhacke, viel Handarbeit und Schweiß, alles in Gartenland umgewandelt.


10.04.2011

Die Rosenschilder wurden nach einem ersten Pflanzplan gesteckt, zwei Sprinterladungen mit ca. 120 Rosen angekarrt, gepflanzt und am nächsten Tag, dank einer Wasserspende des Nachbarn, gut gewässert.


19.06.2011

Gemüse wurde gesät, Tomaten und Zucchini gepflanzt, Himbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber kamen hinzu. Pflaumen- und Zwetschenbäume gab es reichlich, dazu eine Birne und am Rand des Grundstücks, wo eine riesige Wiese begann, noch zwei alte Apfelbäume, für die sich niemand interessierte.


19.06.2011

Mit umgezogen waren eine Reneklode und eine späte Zwetsche, im Herbst kam noch eine Sauerkirsche hinzu.

Aber jetzt musste erstmal das große Hühnerhaus in ein Gartenhaus umgewandelt werden. Alte Stellagen wurden herausgerissen, eine Schubkarre Hühnermist entfernt, die Decke verkleidet, die Wände ausgebessert und alles gestrichen, das Dach gereinigt und drei Fässer zum Sammeln von Regenwasser aufgestellt und miteinander verbunden. Nur regnen wollte es jetzt nicht.


04.08.2011

Dafür hatte ich Zeit die ersten Wege anzulegen und kurz vorm lang ersehnten Regen einzusäen. Nach einer Woche wurden sie grün.


16.07.2011

Zwischendrin wurde schon einmal Einweihung mit Kaffee und Kuchen und einem Gläschen Wein gefeiert, natürlich mit den zwei Freunden, die bei der Schwerarbeit am Anfang geholfen hatten.


20.06.2011

Ca. 95% der Rosen überstanden die Tortur innerhalb von 12 Monaten zweimal umgepflanzt zu werden. Besonders die Gallicas liessen sich zum Teil sehr lange Zeit mit dem Austrieb.


03.08.2011

Erst Ende Juli wurde 'Aimable Rouge' grün, auch andere sahen schon sehr tot aus und plötzlich zeigte sich Leben!


08.08.2011

Selbst gesäte Agastachen, Trichterwinden und Rittersporn begannen zu blühen, ebenso einige Stauden, die mit umgezogen waren, sowie geschenkte Buddlejas und Stauden.


Agastache

  
Rittersporn


Calendula


Buddleja mit Gästen

Es begann nach Garten mit Rosen auszusehen und es machte Freude, mit den Kindern, Jolande, dem Wirbel-Enkelkind und Veronika meinen Geburtstag hier zu feiern.



Nachbars Katze und ein Großes Heupferd kamen auch zum Gratulieren.  


 Kurz vorher waren die ersten neuen Rosen dazu gekommen, Remontants, Bourbons und eine Moderne Tee-Hybride.






Ein langer Weg


       
 
Heroïne de Vaucluse
Bourbon, 1863 - Moreau-Robert, Frankreich
Duft: 4, starkes würziges Parfum, ein Hauch Zitrone, Muskat
Perfekt für Rosenmarmelade!

Es begann 1991 während einer Führung durch Ingwer Jensen über seine Rosenfelder in Tornesch, nördlich von Hamburg. Er präsentierte seine Englischen Rosen, Züchtungen von David Austin aus den achtziger Jahren. Ihre herrlichen Pastellfarben und intensiven, exotischen Düfte begeisterten.  Seit dem Herbst jenes Jahres wachsen Rosen auch in meinem Garten. Bis dahin mochte ich Rosen nicht, da ich nur die "hässlichen" Tee-Hybriden aus den Vorgärten meiner Jugend kannte - sparrige Büsche, mit wenigen, großen Blüten in Farben, die meine Augen beleidigten, meist ohne jeglichen Duft. Das nächste prägende Erlebnis war 1992 die Begegnung mit Historischen Rosen in Englands Gärten.

Danach war es endgültig um mich geschehen - eine große Liebe und Leidenschaft begann.
 

Meine Dornröschen-Hecke

Nach wenigen Jahren wuchsen 23 Austin-Rosen und 120 Historische Rosen in meinem Garten.

Höhepunkt meiner Rosenkarriere war ein Natursämling, der eines Tages im Jahre 2005 unter 'Donau' entdeckt wurde. Er spannte mich 3 Jahre auf die Folter, bis er endlich blühte.


Jeanne du Volcan
Multiflora-Hybride, 2005 - Natursämling entstanden in meinem Garten
Duft: 1-2, angenehm zart fruchtig

Da hatten vermutlich die zahlreichen Bienen und Hummeln etwas Pollen von der nahen 'Bobbie James' zur 'Donau' geschleppt und den Rest hatte die Natur erledigt.

Merke: Mache mit deiner Hacke einen großen Bogen um jeden Rosensämling - es könnte eine Schönheit werden.

Ein Name musste her. Eine schöne Rose kann nur einen französichen Namen bekommen: 'Jeanne du Volcan'. Der Vogelsberg, der größte Vulkan unserer Heimat, seit über 10 Millionen Jahren erloschen, sowie eine Bekannte von mir wurden Taufpaten.

Hier die glücklichen Eltern:


'Donau'
Wichuraiana, 1913 - Praskac, Österreich-Ungarn
Duft: 1-2, schwach, lieblich, fruchtig


'Bobbie James'
Multiflora-Hybride, Graham Thomas von der Sunningdale Nursery, UK entdeckte dort 1960 diese Rose, die als Natur-Sämling entstanden war.
Duft: 4, fruchtig, süß nach Erdbeeren
Wenn man sich bei warmem Wetter auf eine Leiter stellt, wird man vom Duft der Abertausend Blüten betört, obwohl die einzelne Blüte nur mittelstark duftet. 
 
Wie man sehen kann, haben es mir Rambler besonders angetan. Sie wuchsen an 5 m hohen Dreibeinen oder in alte Obstbäume hinein. Die tausende Blüten während der 4-6 Wochen Blütezeit, mit mehr oder weniger Duft und angefüllt mit dem Gesumm der Bienen und Hummeln, faszinierten mich.

 

Charles de Mills, Président de Sèze, Hippolyte und Cardinal de Richelieu
 
Aber auch die Strauchrosen, die während ihrer Blüte im Juni 300 oder sogar 500 Blüten hervorbringen, meist mit einem tollen Duft und Farben, die der Seele schmeicheln, füllten bald den Garten. Dazu dann noch einige Remontant- und Portlandrosen, die in mehreren Schüben bis zum Spätherbst blühen, wenngleich die Büsche meist nicht ganz so schön aussehen, wie die der einmalblühenden Rosen, die auch nach der Blüte ein schönes Bild abgeben.


Aimable Rouge
Gallica, 1819-1820 - Vibert, Frankreich
Duft: 2-3,  frisches leichtes Gewürz, Kardamom

Im Jahre 2010 musste mein Rosengarten aus persönlichen Gründen umziehen. Es ging in ein provisorisches Quartier in Herbstein-Lanzenhain im Hohen Vogelsberg. Die Rosen wurden in einer Wiese von 3830 m² eingeschlagen und verbrachten den Sommer und einen Winter zwischen Schafen und Kröten am Ellerbach.





Leider klappte es mit dem Kauf des Grundstücks nicht, es wäre sonst ein Park mit Alten und Historischen Rosen entstanden, die für das rauhe Klima am Vogelsberg besonders geeignet sind.

Händeringend wurde ein Ersatzgrundstück gesucht.